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Oft reagieren wir auf einen bestimmten Menschentypus ungewöhnlich stark. Wir erkennen, dass es eine bestimmte Kategorie von Mitmenschen gibt, die wir unangenehm oder schlichtweg unsympathisch empfinden.

  1. Man lehnt häufig jene Menschen ab, die uns einen Art „Spiegel“ für ein individuelles Lebensthema darstellen. Meist sind es die, die in übertriebener Form Persönlichkeitsfacetten spiegeln, die bei uns selbst defizitär ausgeprägt sind.
  2. Abgelehnt wird, was uns „fremdartig“, „anders“ oder nicht „normgerecht“ erscheint. Kompromisse fallen dann schwer.
  3. Wir fühlen Abwehr und Feindseligkeit, wenn wir uns selbst von anderen abgelehnt, kritisiert oder provoziert fühlen. (Was manchmal gar nicht der Realität entsprechen muss!) Menschen allerdings, die uns auf Anhieb sympathisch finden und uns wertschätzen, empfinden wir im Gegenzug ebenfalls als attraktiver und anerkennenswert.
  4. Eigene „Unterlegenheitsgefühle“ führen auch dazu, dass wir andere Menschen manchmal als egoistisch, besserwisserisch, überheblich oder arrogant wahrnehmen. Im Gegensatz dazu, bewegen wir uns meist selbst mit konträren Persönlichkeitsattributen durchs Leben: z.B. bescheiden, zurückhaltend, dezent, angepasst, konfliktscheu. Alles was also unserer Werte-Welt nicht entspricht, wird schnell als feindlich, übertrieben und unangenehm wahrgenommen.

Was sind die falschen Strategien?

Ignoranz

Wir verhalten uns so, als ob es die für uns schwierigen Leute und Konstellationen nicht gibt. Wir schauen weg, gehen ihnen aus dem Weg. Konflikte und anstehende Auseinandersetzungen werden ignoriert, eigene Themen damit nicht angeschaut. Konfliktscheu und Vermeidungsverhalten führen allerdings längerfristig zu einer starken Schwächung des eigenen Selbstwertgefühls. Problemthemen werden nicht angegangen und damit auf zukünftig nicht gelöst.

Kompensation über Wutanfälle, Unmut und Aggression

Zwar hat diese Kampfeslust zumindest etwas Gutes. Man kann sich recht zeitnah seiner Wut entledigen, lässt gewissermaßen Dampf ab, gibt dem Missmut im Draußen eine Bühne und Raum. Fazit, man kann wieder Durchatmen. Nachteil: Das Image eines zänkischen und dauer-cholerischen Zeitgenossen macht auf Dauer einsam. Das Klima in Familie oder beruflichem Umfeld vergiftet sich mehr und mehr. Respektvoller Umgang ist in solch einem Klima kaum mehr möglich. Dialoge werden immer unwahrscheinlicher. Die Konfliktsituation verfestigt sich und wird mitunter unauflösbar.

Devote Anpassung und endloses Tolerieren

Nörgler, Angreifer, Ignoranten, Besserwisser, Wichtigtuer, Narzissten, sie breiten sich oft skrupellos auf Kosten derer aus, die sich anpassen und freiwillig Raum überlassen. Viele schlucken widerstandslos die Grenzüberschreitungen der aggressiven Zeitgenossen. Sie gehen dagegen nicht an, weil es ihrer Ansicht nach „eh keinen Zweck hat, sie keinen Streit wollen oder auch Angst haben.

Da wird dieser Ärger lieber runter geschluckt, der „Ball flach gehalten“. Abducken, Anpassen, Tolerieren von Unverschämtheiten ist die traurige Praxis all jener, die Angst vor einer Konfrontation haben und einem Konflikt mit der angeblich überstarken Autorität aus dem Weg gehen. „Das gibt sich wieder, das renkt sich ein“, sind die unrealistischen Hoffnungen. Folge: das aggressive Gegenüber fühlt sich in seinem Recht bestätigt und gewinnt zusehends an Macht.

Was das auf Dauer macht? Zerstörerische Prozesse in Körper und Seele setzen ein. Anhaltender Dauerstress auf mittlerem Niveau, schwelende Anspannung, Konflikte, die man selbst zu „verdauen“ sucht, machen krank. Zunächst sind es noch Gefühle der Erschöpfung, der Ermüdung und Niedergeschlagenheit.

Es können sich aber bald tiefe Empfindungen von Hilflosigkeit, Trauer und Depression einstellen. Auf längere Sich ruiniert das kontinuierliche Schlucken von Fremd-Aggression die körperliche und seelische Gesundheit.

Was kann ich nun dagegen tun?

1. Die eigene Haltung ändern

Die wichtige Fragestellung dabei: Was hat der unangenehme Zeitgenosse meines Erachtens zu viel oder zu wenig, was ich vielleicht zu wenig oder zu viel habe? Welche Denkanstöße gibt mir der Andere, woran ich selbst noch an mir arbeiten könnte?

Diese Einstellung des Erfragens macht unbeschwerter. Man steigert sich erst gar nicht in die „Feindbildnerei“ hinein, sondern sieht den anderen als Herausforderung und Themenaufgabe. Versuche andere „ändern“ zu wollen, damit die Situation sich verbessert, sind dagegen vergebene Liebesmüh.

2. Sich die Frage stellen: Ist mir diese Person wirklich wichtig?

Oder kann ich sie vielleicht einfach los lassen? Was heißt das? Es ist grundsätzlich wichtig abzuklären, ob eine uns anstrengende Person wirklich zu unserem Alltags-Umfeld gehören muss oder ob wir uns nicht ganz einfach distanzieren.

Interessiert es mich wirklich, dass sich der unzufriedene Nachbar als Dauernörgler vom Balkon aus, ständig mit Falschparkern befasst?
Muss ich mich darüber aufregen, dass meine Schwägerin nun zum wiederholten Mal meinen Geburtstag ignoriert? Ist es förderlich, sich ständig damit zu befassen, dass der Kollege neidisch auf meine guten Leistungen ist?

Besser ist hier die Frage: Kann ich mich nicht einfach im Loslassen üben? Und ist es nicht besser, mutig „schwierige Patienten“ auszusortieren, die mein Leben negativ beeinflussen?

3. Leg Dir einen „Taucheranzug“ zu

Ja – richtig gelesen, such Dir irgendein Bild, das dich optisch und akustisch vor irgendwelchen Nervensägen abschirmt. Ich stelle mir bei den Attacken meiner vierköpfigen „pubertistischen Kampftruppe“ zuhause immer ein U-Boot vor, in das ich mich in Notfällen begebe, um gelassen mental abzutauchen. Hilft augenblicklich!

Visualisiere Raumkapseln, Taucheranzüge, Regenschirme. Egal, Hauptsache es hilft, Attacken abprallen zu lassen. Kein Mensch kann von Dir verlangen, dass Du Dich irgendwelchen negativen Einflüssen freiwillig aussetzt.

4. Zeige nicht allen deine Wunden

Das hört sich ein wenig blutrünstig an, meint aber nichts anderes, als dass Du nicht jedermann zeigen musst, wo du verletzlich bist. Gerade im Business oder beruflichen Umfeld, leider aber auch in Partnerschaften und Familien, kann das sehr schmerzhaft werden.

Nahestehende, vertraute Menschen kennen einen am besten. So wird mitunter bei Auseinandersetzungen genau in diese „offenen Poren“ und wunden Stellen gezielt. Sehr erfolgreich kann man damit das Gegenüber schwächen und zum Torkeln bringen.

5. Gewinne an Selbstbewusstsein

Zeige Selbstbewusstsein und Stärke nach außen. „OPFER“ erkennt man oft an der Körpersprache, an mangelndem Blickverhalten, geringem Territorialanspruch, schmaler Körperhaltung, wenig Gestik. Deswegen ist Souveränität, die nach außen getragen wird, ein sehr guter Schutz. Wer schwach wirkt, wird leichter angegriffen.

Wer selbstsicher ist, oder mit ein paar kleinen Hilfsmitteln etwas mehr Standing nach außen strahlt, erfährt mehr Achtung. Dass das ja Bluff wäre, könnten da manche sagen. Meine Einstellung: Ein paar kleine nonverbale Notfallhelfer sind legitim. Selbst Insekten wissen, dass man durch ein bisschen Tarnen und Täuschen, MIMIKRY nennt man das im Tierreich, Feinde abwehren und die Überlebensqualitäten enorm stärken kann.

6. Spreche Konflikte und Anspannungen eigeninitiativ an

Es ist ungesund, Negatives auszusitzen und darauf zu hoffen, dass ungemütliche Partner, rebellische Jugendliche, „schwierige“ Schwiegermütter, düstere Kollegen und sonstige Lebensgrauschleier von selbst davon ziehen. Je länger Konflikte schwelen, desto giftiger werden sie.
Es ist deshalb unumgänglich, mutig zu sein, eigeninitiativ auf den anderen zuzugehen und Dinge beim Namen zu nennen.

Der günstige Zeitpunkt ist wichtig, also nicht mitten in eskalierenden Streitgesprächen. Höflich sollte man sein Gesprächsanliegen nach Möglichkeit in jedem Fall vortragen. „Du, ich habe da ein Anliegen…“, „ich möchte Dich bitten, dass wir nachher mal ein paar Minuten drüber sprechen…“, klingt sicherlich höflicher als ein: „jetzt reicht es mir, wir müssen reden!“

7. Und dann ist da noch die Sache, sich nicht abwimmeln zu lassen

Selbstbewusste Vorstöße unsererseits, Dinge klären zu wollen, stoßen zunächst oft auf Unverständnis. Unser Gegenüber verfällt meist augenblicklich in den „Ich-verstehe-nicht-was-Du-meinst-Modus“. Sie wüssten angeblich nicht, auf was Du raus willst, „Sie hätten ja schließlich kein Problem, sondern Du….“, usw.

Dranbleiben!!! Im Notfall zwei, drei Anläufe nehmen….dann klappt’s. Abwehrtechniken von anderen Menschen sind oft lediglich kleine Rituale, um das Gesicht zu wahren. Kein Mensch gibt gerne Missstände oder Fehlverhalten zu. Also lasst Euch von diesen kleinen Tarnungsmanövern und Verzögerungsversuchen nicht gleich in die Flucht schlagen Bleibt hartnäckig und selbstbewusst an einem Lösungsversuch interessiert.

8. „Heiße“ Konflikte immer zeitversetzt ansprechen

Bitte nicht bei Ärger oder Auseinandersetzungen gleich Tabula rasa machen wollen. Schnell eskalieren Dialoge in einem spannungsreichen Umfeld und führen zum Kampf. „Eine Nacht drüber schlafen“, sagt zumindest der Volksmund. Und dieser Hinweis ist gar nicht einmal so schlecht.

Ein guter Tipp: Ärgernisse am besten innerhalb von 72 Stunden ansprechen. In diesem Zeitraum kann man Konflikte noch gut in den Griff bekommen. Alles was man nach Tagen, Wochen, Monaten später anspricht, wird in keinen zeitlichen Bezug mehr gebracht, scheint für den anderen nicht mehr relevant. Es „tritt sich quasi fest“.

9. Nicht mit gleichen Mitteln zurück schießen

Druck erzeugt Gegendruck und Aggression Gegenaggression. Das ist altbekannt. Auch wenn es manchmal schwer fällt: Diplomatie, Respekt und eine Portion Strategie sind immer noch die besten Mittel um Konsens zu finden. Durchsetzungskraft, Härte, Unnachgiebigkeit, sind nicht immer die Ratgeber der ersten Wahl.

Was Ihr wahrscheinlich kennt: Die Sache mit den „Ich-Botschaften“. Beobachtungen in der Ich-Form gesprochen, nehmen den Stachel des scharfen Vorwurfs.

Beispiel: Unkluge Formulierung: „Du bist schlampig und lässt immer alles liegen!“ Besser: „Ich finde es anstrengend, Deine Dinge hinterher zu räumen!“ Also auch keine Vorwürfe oder Verallgemeinerungen! Da geht der andere hoch wie eine Rakete!

Wohlwollende Stimmung erzeugt immer die Verwendung des Namens unseres Gegenübers. Ein, zwei Mal den Namen des anderen mit ins Gespräch gewoben, mindert die Aggressionsbereitschaft frappant. Wie heißt es so schön: „Der Name ist der Schlüssel zum „Du“. Da ist was dran.