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Ich werde in letzter Zeit häufig gefragt: „Susanne, was bist Du denn eigentlich jetzt wirklich? Bist Du Trainer? Hilfst Du Leuten bei persönlichen oder beruflichen Engpässen? Oder – bist du „Weltverbesserer“?
Eines vorweg: Ich bin kein Weltverbesserer! Es wäre eine Anmaßung, wenn mein kleiner Menschgeist sich zutrauen würde, auch nur ansatzweise zu erahnen, wie „Welt“ besser funktioniert, was man tun muss, damit alles runder läuft.

Die Welt hat ihre ureigenen, wunderbaren Regeln

Die Welt, – oder sagen wir mal unsere Erde, hat ihre eigenen Regeln. Sie ist schön und kunstvoll und in ihren Wundern unbegreiflich und vollkommen. Für unser kleines Vogelgehirn viel zu groß und wunderbar, als dass wir die Filigranität und Austariertheit ihrer Regeln und Gesetze überhaupt verstehen könnten, – geschweige denn korrigieren. Überall wo Mensch eingreift, greift auch bald das Grauen um sich. Aber wir haben nichts gelernt. Auch nicht aus den größten Fehlern.

Wenn ich also kein „Weltverbesser“ bin, dann vielleicht so etwas wie eine „Erdverbesserer“. Neulich kam mir ein lustiges Bild. Im Grunde fühle ich mich gerade im Training mit all den Menschen, der engagierten Arbeit auf meinen Social-Media-Kanälen eher wie eine landwirtschaftliche Ackerbearbeitungsmaschine, vielleicht sowas wie ein Traktor mit allerlei Gerät dran, – Pflugscharen, großen, dicken Rädern und gigantischen PS. Ich muss selbst gerade dabei schmunzeln. Was für ein skurriles Bild!

Wenn mir eine Gabe mitgegeben ist, dann die, mit mächtigen „Greifarmen“ unter die Erde zu fassen, verkrustete, verhärtete, versalzte Flächen wieder aufzubrechen, damit man den Boden wieder neu bestellen kann.

Warum? – Weil es in unserer Gesellschaft so etwas wie Raubbau an Mensch und Erde gibt. Wir alle werden dazu angetrieben mit billigen Mitteln auf den „Feldern unseren MENSCH-SEINS“, – ich weiß, das klingt jetzt etwas pathetisch -, mit billigem Dünger und liebloser Bestellung, unsren Lebens-Äckern schnelle Frucht zu entreißen, um sie gewinnbringend zu nutzen, auf dem Markt teuer zu verkaufen.

Es gibt sie kaum mehr – die Achtsamkeit

Ja, es gibt sie nicht mehr, die Achtsamkeit mit der „grünenden Pflanze“ lebendigen menschlichen Geistes, die Natürlichkeit des Seins.
Hastig werden Böden und Herzen aufgescharrt, in Eile gedüngt, überdüngt, wie im Akkord neue Samen eingeschossen, produziert in eiligster Zeit, um gleich darauf wieder zu ernten. Die Seele der Welt wird ausgebeutet, ihr Gesicht ist aschfahl, wie grauer Granit. Der Mensch wird ausgebeutet. Seine Züge sind grau geworden, wie gegerbtes Leder, sein Herz wird langsam zu Stein, um den Schmerz nicht zu spüren. Frondienst wird geleistet bis beide erschöpft liegen bleiben einst – der Mensch auf seiner Erde, die Erde unter ihm.

Lässt man das Auge schweifen – hat sich unser Land und Leben in eine beängstigende „Karg-Landschaft“, Öde verwandelt. Ausgelaugt ist der Boden. Disteln, schnellwachsendes „Unkraut“ sprießen beschattend, erstickend, verfilzend, gnadenlos sich ausbreitend, wie eine Decke, über den Grund. Zarte Blüte vergeht, grüner Halm stirbt, ohne das Licht je gesehen zu haben.
Und ärgerlich streift das Auge des gierigen Landbesitzers über den darbenden Boden, der müde jeder Frucht trotzt, und den ermatteten Menschen, die kaum mehr aufrecht gehen können.

So braucht es nicht der Weltverbesserer, der Supermänner, der Strategien, der hochmotivierten Dauer-Redner „blühender Landschaften“ mit großen Mündern. Nein, es braucht der Menschen, die mit Händen und Harken, mit Schaufeln, Maschinen, Traktoren, mit Egge und Pflug die alten Verkrustungen aufreißen, um die Erde wieder mit dem Himmel zu tränken. Geduldig müssen Unkräuter entfernt, Pfahlwurzler gezogen werden, Dornen und Disteln fallen auf große Haufen, wo sie in lodernden Türmen zu Flammen aufgehen.

Offen liegt die irdene Krume…
atmet langsam wieder ein und aus,
saugt, – ungläubig noch -,
wie ein erwachendes Kind-,
Sonne und Regen und silbernen Wind in sich auf.
Der Welten-Bauch füllt sich wieder mit neuer Kraft.
Bereitet sich vor, für neues Leben und neues Grün
in einem kaum mehr erhofften,
neuen Frühling mit den Menschen.

Der Reichtum gleicht dem Seewasser: je mehr man davon trinkt, desto durstiger wird man. – Dasselbe gilt vom Ruhm.
Arthur Schopenhauer

Ganz allgemein gilt, dass nur der Mensch gierig ist, der unbefriedigt ist. Die Gier ist immer das Ergebnis tiefer Enttäuschung. Ob es um die Gier nach Macht, nach Essen oder etwas anderem geht, die Gier ist immer das Ergebnis einer inneren Leere.
Erich Fromm

Gedanken von 20.11.16 Susanne Lohrey